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Blockchain im Rechnungswesen – Revolution oder Theorie?


 

Diese Woche durfte ich für eine Masterarbeit ein Interview zum Thema Blockchain im Reporting und Controlling geben. Als ich als Interviewpartnerin angefragt wurde, dachte ich mir: okay…, schwieriges Thema für eine Masterarbeit – war aber gerne bereit meine Kenntnisse und Einschätzung zur Blockchain-Technologie einzubringen und darf hier einen Auszug über die interessantesten besprochenen Punkte teilen:

 

  • Praktische Anwendungsbereiche der Blockchain im Rechnungswesen

  • Sicherheit und Transparenz

  • Herausforderungen und Hindernisse

  • Blockchain als Chance für ESG-Reporting

 

 

Seit 2018 untersucht KPMG in ihrer jährlichen Studie zur Digitalisierung im Rechnungswesen den Einfluss neuer Technologien – darunter auch die Blockchain. Eine Vergleichsbetrachtung von 2018 bis 2024 zeigt kaum Veränderungen: Die Blockchain bleibt die am wenigsten verbreitete Digitalisierungstechnologie im Rechnungswesen.

 

Sicherlich liegt es auch daran, dass nach wie vor vielen Unternehmen der Mehrwert der Technologie für das Rechnungswesen unbekannt ist. Dabei wird die Blockchain als dezentrale, unveränderbare, manipulationssichere und jederzeit tagesaktuelle Technologie, für mehr Sicherheit, Transparenz und Effizienz beworben. Für das Rechnungswesen wäre sie damit nicht nur eine revisionssichere Plattform, sondern kann auch spannende Möglichkeiten bieten.

 

 

Praktische Anwendungsbereiche der Blockchain im Rechnungswesen

  • Buchhaltungsdaten in Echtzeit

Könnte Blockchain die lang ersehnte tagesaktuelle Buchhaltung ermöglichen? Eine automatische Erfassung von Geschäftsfällen und damit eine manipulationssichere Dokumentation jeder Transaktion, eine Erleichterung bei der Abstimmung von Buchhaltungsdaten und keine ungeklärten Differenzen.

 

  • Transparentes Echtzeit-Reporting

Alle Transaktionen werden in Echtzeit auf der Blockchain gespeichert und Dashboards können direkt angebunden werden, um tagesaktuelle Berichte zu generieren. Schnellere Entscheidungen, keine nachträglichen Korrekturen, ein besseres und schnelleres Reporting und eine zuverlässige Liquiditätsübersicht.

 

  • Rechnungsprüfung und Zahlungsabgleich

Aufgrund hinterlegter Verträge und Zahlungspläne keine Fehler und Verzögerungen mehr, Zahlungen erfolgen sicher und pünktlich. Schnellere, sicherere und kostengünstigere Transaktionen – vor allem bei internationalem Zahlungsverkehr.

 

  • Smart Contracts

Transparenz beim Lieferanten- und Vertragsmanagement. Smart Contracts als digitale Verträge. Bei Erfüllung der hinterlegten Pflichten einer Partei erfüllt der Smart Contract automatisch die Pflichten der anderen Partei. Die Transaktionen laufen ohne manuelles Zutun ab und sparen somit Kosten und Zeit. Sie werden sowohl zur Automatisierung von Prozessen z.B. automatisierte Compliance-Prüfungen bei Rechnungen oder auch als selbstständig ausführende Verträge für z.B. Kostenkontrolle bei etwa Leasing- oder Lieferverträge eingesetzt. Und vieles mehr… Ich denke gerade im Bereich der digitalen Abstimmung, Prüfung und Freigabe ist die Blockchain prädestiniert.

 

 

Sicherheit und Transparenz

  • Manipulationssicherheit (Datenintegrität)

Alle Transaktionen werden in Blöcken gespeichert, die nur verändert werden können, wenn die Mehrheit der Blockchain-Nodes zustimmt. Buchhaltungsdaten und Finanzberichte sind nachträglich nicht manipulierbar, wodurch Bilanzfälschungen erschwert werden.

 

  • Verschlüsselung und Zugriffskontrolle

Transaktionen sind durch starke Kryptographie geschützt. Zugriffe auf sensible Daten können über Schlüssel und digitale Signaturen gesteuert werden. Buchhaltungsdaten sind damit verschlüsselt gespeichert, geschützt und fälschungssicher.

 

  • Transparenz

Transparenz ist eine der größten Stärken der Blockchain-Technologie. Sie bringt eine hohe Transparenz in die Finanzdaten und Unternehmen können dadurch effizienter arbeiten, Fehler vermeiden und vertrauenswürdiger auftreten.

 

 

Herausforderungen und Hindernisse 

  • Geschwindigkeit und Skalierbarkeit: die Blockchain ist langsamer als klassische ERP-Systeme

  • Kosten und Implementierungsaufwand: hohe Anfangsinvestitionen für Blockchain-Projekte

  • Fehlerkorrektur und Flexibilität: Unveränderlichkeit kann bei Fehlern ein Problem sein

  • Datenintegration: Wie lässt sich Blockchain mit bestehenden ERP-Systemen verbinden?

  • Akzeptanz und Schulung: Finanzabteilungen müssen geschult werden, um das Potenzial zu nutzen.

  • Datenschutz und DSGVO: Einmal gespeicherte Daten können nicht gelöscht werden, dies ergibt einen möglichen Konflikt mit der DSGVO, sowie müssen personenbezogene Finanzdaten wie z. B. Gehälter geschützt bleiben. Unternehmen müssen sicherstellen, dass sensible Daten nicht für Unbefugte einsehbar sind.

  • Internationale Regulierungsunterschiede: Welches Recht gilt? Es gibt internationale Regulierungsunterschiede und die Unternehmen müssen länderspezifische Gesetze beachten. Die Blockchain ist global, aber Rechtssysteme sind national. Ein Unternehmen kann in mehreren Ländern unterschiedliche Blockchain-Vorgaben beachten müssen.

  • Wer haftet bei Fehlern in Smart Contracts?

 

 

Blockchain für das ESG-Reporting

Das ESG-Reporting strapaziert derzeit die Unternehmen. In vielen Unternehmen fehlen die nötigen Daten. Es zeigt sich zwar, dass bei der Erhebung der Daten bereits ein höherer Digitalisierungsgrad als bei der Berichterstellung vorhanden ist, aber etliche Unternehmen haben noch sowohl für die Datenerhebung als auch die Berichterstellung eine manuelle Lösung.

Könnte die Blockchain eine dankbare Lösung für das ESG-Reporting sein?

  • Bessere Nachverfolgbarkeit und Transparenz.

  • Fälschungssichere CO₂- und ESG-Daten: Alle Emissions- & Umweltkennzahlen werden in der Blockchain dokumentiert und können nicht nachträglich verändert werden

  • Fälschungssichere Dokumentation aller Produktions- und Lieferprozesse und Nachhaltigkeitsdaten

  • Nachvollziehbare Lieferketten- & Produktionsnachweise: Jeder Produktionsschritt ist auf der Blockchain gespeichert.

  • Echtzeit-ESG-Transparenz: ESG-Daten direkt überprüfen.

 

Was wird die Zukunft bringen? Ich denke künstliche Intelligenz wird höchstwahrscheinlich ein starker Partner der Blockchain werden. Das derzeit aufkommende Thema der Quantencomputer wird die Blockchain mit neuen Verschlüsselungsmethoden lösen.

 

Und für das Rechnungswesen stellt sich die Frage werden Jahresabschlüsse in wenigen Minuten anstatt Monaten erstellt sein und automatisierte Echtzeit-Konzernabschlüsse kommen? Werden irgendwann alle Finanzdaten in einer Blockchain abgebildet und wird die Wirtschaftsprüfung damit hinfällig?

 


 


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